Ein ausgehöhlter Kürbis mit Kerzen drinnen und einer Fratze, die uns angrinst. So etwas ist mir in den letzten Tagen und Wochen oft begegnet: In Schaufenstern, zur Dekoration in Gasthäusern und auch auf so manchem Fensterbrett. Er kündigt ein Fest an, das die letzten Jahre richtig in Mode gekommen ist:
Halloween – oder wie es wohl ur-sprünglich hieß: All Hallows Eve, der Abend vor Allerheiligen. Es ist ein Fest aus Irland, als dieses Land noch nicht christlich war – aus seiner Keltischen Vergangenheit. Von Auswanderern ist Halloween dann nach Amerika gebracht worden und von dort schwappte es in den letzen Jahren nach Deutschland über. Findige Geschäftsleute haben ein Geschäft daraus gemacht – von der „schrägen Halloweenparty“ über Vampirkostüme und Halloween-Spielideen, Rezepte und Bastel-anleitungen in Ratgebern für Eltern bis hin zur Frankensteinpizza und dem Magie-Burger.
Aber ist Halloween bloß eine Geschäftsidee? Ich denke, es steckt mehr dahinter. Dazu müssen wir den Ursprung des Festes anschauen: Ursprünglich war es das keltische Fest zum Jahreswechsel.
In dieser Nacht sollte es Verstorbenen erlaubt sein auf die Erde zu kommen und eine Nacht zu verweilen. Aus Angst versteckten sich die Menschen unter Tierfellen und hinter Masken: Es war Angst sicherlich vor der Dunkelheit dieser Jahreszeit, Angst vor der Berührung mit dem Tod, für den die Geister der Verstorbenen stehen. (Angst vor dem eigenen Tod). Und Angst vor dem Unfaßbaren, der anderen Welt nach dem Tod.
Diese Angst und Gefahr galt es zu bekämpfen: durch Verstecken hinter Masken, durch Vertreiben der Gefahr mit den Fratzen und durch das Überdecken der Angst mit der Ausgelassenheit von Halloween. Das steht besonders heute auch noch im Vordergrund, wenn es darum geht, das Bedrohliche zuzudecken und zu verdrängen durch Lebendigkeit, Spaß und Gaudi.
Halloween ist also ein Fest zwischen zwei Polen, die tiefe menschliche Erfahrungen bergen: Auf der einen Seite die Angst vor dem dunklen unfassbaren- dem Tod. Auf der anderen Seite der Spaß, die Lebendigkeit, die dieses Bedrohliche zurückdrängen, um vor inneren Ängsten zu fliehen. Symbolisch wird dies deutlich im ausgehöhlten, toten Kürbis als Zeichen für das Vergehen des Jahres. Das Licht, das durch die Ritzen des Kürbises scheint, könnte dies ausdrücken.
Man könnte also sagen, die menschlichen Extreme Tod und Lebendigkeit, Werden und Vergehen spiegeln sich in diesem Fest wider. Als Irland christlich wurde, ist das Fest christlich geprägt worden mit einem Gedenktag an die Heiligen: Denjenigen, die in dem Leben bei Gott sind, aber auf dieser Erde schon verstorben. Menschen, die in der Spannung zwischen Leben und Tod, in der wir existieren, Gottes Nähe und seinen Willen gesucht haben.
Was den Heiligen zum Heiligen macht, sind nicht unbedingt seine herausragenden Leistungen, sondern die Bereitschaft, die Wirklichkeit so anzunehmen wie sie ist, in der Spannung zwischen Leben und Tod den Weg zu Gott zu gehen, seine Nähe im Alltag zu suchen, in Zeiten der Angst, Trauer und Not den Mut nicht zu verlieren und anderen Hoffnung zu machen, durchzustehen und schließlich den Mitmenschen zu zeigen, dass Gott ein Herz für sie hat.
Durch Menschen kann Gottes Liebe in die Welt gelangen, das haben die Heiligen in besonderer Weise gezeigt, und darauf beruhen auch die Erzählungen von ihren Wundern:
Sei es eine Hl. Elisabeth von Thüringen, die sich um die Armen sorgte
Sei es die hl. Kunigunde, von der das sog. Pfennigswunder beim Bau der Stefanskirche, ihren
Sinn für Gerechtigkeit transparent macht.
Oder sei es Mutter Theresa, sicherlich eine Heilige unserer Zeit, die ein ganz großes Herz für die Menschen am Rande hatte.
Heilige sorgen dafür, dass etwas heil wird in dieser Welt, und dass Gottes Heil und Liebe sichtbar und erfahrbar wird. Das taten sie in dem Spannungsbogen zwischen Leben und Tod, der die Menschen schon immer bewegt. Zwischen Leben und Tod, Freude und Angst waren die Heiligen ein Ruhepol, der festgemacht war in Gott.
In einem Gebetbuch der Hl. Theresia von Avila, das sie immer bei sich trug, ist das gut greifbar, wenn es dort heißt:
Nada te turbe !
Nichts soll dich ängstigen, nichts dich verwirren, alles vergeht. Gott bleibt derselbe.
Geduld erreicht alles. Wer sich an Gott hält, dem fehlt nichts.
Solo dios. Basta – Gott allein genügt.
Diese Botschaft: Nichts braucht dich zu ängstigen, denn Gott ist bei dir. - Diese Botschaft war die neue, befreiende Botschaft die verbunden wurde mit dem alten Keltischen Neujahrsfest.
Das Christentum hatte bekannte Bräuche und Formen verwendet, in sich aufgenommen und neu gedeutet. Und die christliche Botschaft hat eine Antwort gegeben auf die existentiellen Fragen von Leben und Tod, von Fragen die die Menschen immer umtrieben. allerheilgen_friehof
Friedhof zu Allerheiligen
Ich glaube, auch heute hat die christliche Botschaft noch die Kraft, Lebensfragen und Lebensformen, vielleicht auch so Formen vom in Amerika verkitschten Halloween-Fest, aufzunehmen, und im Licht des Glaubens zu deuten. Für die entscheidenden Fragen des Leben, für die Fragen nach den Grenzen unseres Lebens haben wir als Christen jedenfalls mehr zu bieten als „Halloween“, ein Treiben, das mit Spaß die inneren Ängste verdrängen muß.Wir können tiefer gehen, und wir können all die Lebensformen und Traditionen und Feiern, die Menschen heute verwenden, um ihre existentiellen Erfahrungen auszudrücken verbinden mit dem tiefen Wissen einer Teresa von Avila: Gott allein genügt. Solo dios. Basta. Amen.
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
Dann begann er zu reden und lehrte sie.
Die Seligpreisungen
Er sagte:Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.
(Mt 5, 1-12)
Pfr. Lars Rebhan
(Predigt zu Allerheiligen 2008)