An Weihnachten feiern wir, dass und wie Gott einen neuen Anfang macht: Mit einem Kind.
Ein kleines Kind weckt in fast jedem Menschen Gefühle des Friedens, der Freude, ja des Glücks.
Selbst die Sorgen, die es auslöst, werden mehr als positive Fürsorge und weniger als negative Belastung empfunden.
Viele Menschen machen an Weihnachten wieder einen neuen Anfang: in ihrer Familie, indem sie in den Gottesdienst gehen, mit dem Wunsch nach Frieden, mit Spenden in der Kirche oder bei den vielen Spenden-Galas, im eigenen Leben, in ihren zwischen-menschlichen Beziehungen.
So unvollkommen, kurzfristig und halbherzig das manchmal auch sein mag, so zeigt es uns doch: Sie haben begriffen, um was es geht. Besser gesagt: Um was es Gott geht: Nicht um eine Präsentation seiner Herrlichkeit und Macht. Die Evangelisten Matthäus und Lukas zeigen das recht deutlich, indem sie Stall und Krippe, Verfolgung und Flucht betonen.
Gott geht es um ein Heils-Angebot für uns. Die Geburt Jesu geschah uns zum Wohl.
Warum aber geht Gott diesen so absolut neuen Schritt, der über den Alten Bund und die alttestamentlichen Propheten hinaus weist? Die Bibel sagt, dass nun die Zeit dafür reif war.
Gott nimmt unser menschliches Leben in Zeit und Raum, Verbindungen und Bedürfnissen ernst.
In Jesus von Nazaret kam uns Gott „ein für allemal“ und einzigartig entgegen. Jesus muss nicht nochmals neu geboren werden in Betlehem oder in Erlangen, in Afrika oder in Amerika.
Gott macht nicht viele Worte – Jesus ist sein Wort, ist das Wort Gottes. Damit hat er alles gesagt.
Wir Menschen dagegen müssen – und dürfen – immer wieder neu anfangen.
„Ich stehe wieder ganz am Anfang“, sagt deshalb jemand ganz verzweifelt, dessen Lebenswerk durch äußere Einflüsse komplett zerstört worden ist. Und ihm ist bei diesen seinen eigenen Worten vielleicht noch gar nicht bewusst, dass er sich innerlich bereits zu einem mutigen Neu-Anfang durchgerungen hat.
„Komm, lass uns wieder neu anfangen!“, so sagen voll Zuversicht andere Menschen zueinander, und es schwingt nach vorausgegangenen gegenseitigen Enttäuschungen viel Hoffnung mit.
„Ich fange jetzt endlich richtig an!“, nimmt sich jemand vor. Und er packt etwas an, was er lange vor sich hergeschoben hat. Es wird ihm gut tun.
Für Nicht-Glaubende wird vielleicht eher der Anfang des Neuen Jahres der äußere Anlass sein, mit neuen Vorsätzen konsequenter als bisher das als richtig Erkannte zu leben. Auch gut.
Ich lache nicht über all diese unsere Versuche. Sie sind oft notwendigerweise sehr unvollkommen, weil wir halt Menschen sind und nicht Gott. Aber umso wichtiger.
Damit die Welt und unser Leben nicht zum Teufel geht, sondern zu Gott, und somit in unserer eigenen Vollendung mündet.
Denn seit damals, seit Jesu Geburt, haben wir die ermutigende Botschaft, dass Gott hinter jedem guten Anfang steht.
Udo Zettelmaier
(Pfarrer in St. Theresia;Erlangen20.12.2010)