Verzicht üben und sich einschränken, das klingt überhaupt nicht attraktiv. Trotzdem fasten viele Menschen - vom freiwilligen Verzicht über Heilfasten bis zu krankhaften Zwang.
das erleben nicht nur Menschen, die in einer Gruppe fasten, um sich gegenseitig zu unterstützen. Auch wenn die Fastenzeit ganz verschieden und individuell gestaltet ist, ist sie ein gemeinsames „Projekt“ aller Christen, das sogar ein wenig in unsere Gesellschaft hineinwirkt. Sie ist Praxis in verschiedenen Religionen und verbindet als Zeichen der Ernsthaftigkeit. Eine Gemeinsamkeit von christlicher Fastenzeit und islamischem Ramadan ist die Zuwendung zu Gott und die Solidarität mit den Ärmsten. Die Religion spielt den Dreiklang: Fasten – beten – teilen und rückt so die Beziehung zu mir selbst, zu Gott und zum Mitmenschen ins Bewusstsein.
nicht nur das Gewicht, sondern auch die Wahrnehmung. Der Aschermittwoch forderte auf: „Mensch, denke daran, dass du endlich bist.“ Leben ist kostbar. Die Fastenzeit mutet zu, über Lebensgewohnheiten und Lebensgestaltung nachzudenken: Was ist mir wichtig? Wofür lebe ich – oder werde ich gelebt? Die Fastenzeit schärft den Blick für Überflüssiges, für das, was das Leben belastet, für Zwänge und Abhängigkeiten. Und sie ruft zur Umkehr, wo eigenes und fremdes Leben und Sinn bedroht sind. Die kirchlichen Traditionen von Besinnung, Bußgottesdienst, Beichte und auch wohltätige, soziale Werke wollen dazu helfen. Umkehr, erlebte Vergebung und praktizierte Solidarität erneuern das Leben.
es geht nicht um Selbstquälerei und Schuldgefühle. Als eine „Übungszeit“ (altes Wort: „Exerzitien“) trainiert die Fastenzeit das Weglassen und die Widerstandskräfte gegen Maßlosigkeit und „Zuvielisation“ und wirbt für einen einfacheren Lebensstil. Gegen Schein-Zwänge und Un-Möglichkeiten übt sie Freiheit und gegen Unrecht mobilisiert sie Kräfte für ein gutes, gemeinsames Leben. Sie trägt bei zum Leben und zu einer Kultur der Menschlichkeit. Dabei nimmt sie Maß an der Maßlosigkeit göttlicher Liebe, die ihre Vollendung und Kraft in der Hingabe und Auferstehung Jesu zeigt. Sie bereitet Ostern vor, das Fest des Lebens aus der Gütekraft Gottes.
„sei was du bist - gib was du hast“
(Rose Ausländer)
und
„Gott will nicht das Schwere, sondern das Gute,
das Gute aber auch, wenn es schwerfällt“
(Quelle unbekannt)
Martin Förster
(Pastoralreferent)