Quereinsteiger haben es meist schwer. Sie müssen sich in unbekannten Strukturen und Abläufen zu Recht finden, sie kennen sich in der Organisation nicht aus und können leicht auf Seite geschoben werden. Quereinsteiger machen es manchmal schwer. Sie bringen so manches durcheinander, stellen vieles in Frage, wollen ungewohnte Neuerungen einbringen.
Quereinsteiger sind auf jeden Fall unbequem, manchmal sogar lästig.
Einem solchen Quereinsteiger hat Papst Benedikt XVI. ein ganzes Jahr gewidmet. Am 29. Juni, dem Fest Peter und Paul, haben wir das Paulus-Jahr begonnen – in ihm soll der 2000. Geburtstags dieses Quereinsteigers in das junge Christentum begangen werden. Gott rief den Paulus als Quereinsteiger. Das gab ihm so viel Selbstbewusstsein, dass er sich um die damaligen Autoritäten in der Christengemeinde kaum kümmerte, sondern selbst mit dem Anspruch und der Autorität eines Apostels auftrat.
Paulus setzte konsequent die Botschaft Jesu von der bedingungslosen und vorbehaltlosen Liebe Gottes zu allen Menschen um. Er dachte und predigte sie zu Ende. So brauchte, wer die christliche Botschaft annehmen wollte, nicht vorher Jude zu werden (wie es lange Zeit üblich war). Die Tür zum christlichen Glauben sollte allen Menschen offen stehen. „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Mann und Frau. Denn ihr alle seid eins in Christus Jesus.“ Das schrieb er an die Galater (Gal 3, 28). Dafür stritt Paulus – er war ein recht streitbarer Quereinsteiger gewesen. Dafür setzte er sich unermüdlich und mit allen damaligen Möglichkeiten ein. Heute würde er ohne Zweifel unsere modernen Medien verwenden. Er besäße eine home-page und würde das Internet benutzen. Denn die Botschaft soll alle Menschen erreichen:
Gottes Liebe wurde in Jesus Mensch. Sie reichte bis
zum Äußersten, bis in Leid und Tod, bis in die Gottverlassenheit und das
Grab hinein. Sie reichte darüber hinaus, denn Gott hat Jesus von den Toten
auferweckt. Gott steht ganz an unserer Seite. Wir dürfen uns – wie wir sind -
seiner Gnade, seiner Liebe öffnen. Das ist auch als Quereinsteiger oder als
Späteinsteiger möglich und ebenso allen, die neu einen Sinn und Halt im
Glauben suchen.
03.07.08
Josef Dobeneck, Dekan